Auf Ihrem Weg zu einer Karriere bei der Polizei ist die Bewerbung nur der erste Schritt. Die eigentliche Herausforderung kommt beim Eignungstest auf Sie zu. Aber warum führt die Polizei überhaupt einen aufwändigen und umfangreichen Einstellungstest durch? Wie läuft das Auswahlverfahren ab? Und was zählt für ein erfolgreiches Abschneiden?
Einstellungstest Polizei
Der Polizeiberuf ist vielseitig, abwechslungsreich und spannend. Langweilige Routine gibt es kaum, jeder Einsatz ist anders. Aber der Polizeiberuf ist auch anspruchsvoll, anstrengend und kann Sie an Ihre Belastungsgrenze bringen. Gleichzeitig ist die Nachfrage groß. Die Anzahl an Bewerbungen ist regelmäßig weit höher als die Anzahl an Ausbildungs- und Studienplätzen.
Um unter den vielen Bewerber:innen die besten Kandidat:innen zu finden, arbeitet die Polizei mit Auswahlverfahren. Die Tests prüfen Sie in verschiedenen Bereichen und liefern der Polizei so ein umfassendes Bild. Dabei ist der Einstellungstest der Polizei zwar anspruchsvoll, aber absolut fair. Denn die Bedingungen und die Chancen sind für alle Bewerber:innen gleich. Außerdem können Sie sich gezielt auf die Eignungsprüfung vorbereiten. Und damit das klappt, erklären wir, was Sie zum Einstellungstest der Polizei wissen sollten.
Darum geht’s beim Einstellungstest der Polizei
Die Polizei übernimmt ein sehr breites Aufgabenspektrum. So sind Polizist:innen Ansprechpartner für Bürger:innen, die Rat oder Hilfe suchen. Sie schlichten Streitigkeiten, nehmen Anzeigen auf und übernehmen die Kontrolle und die Regelung des Straßenverkehrs. Polizist:innen sichern Unfall- oder Gefahrenstellen ab, schützen Veranstaltungen und wirken an der Aufklärung von Straftaten mit.
Dieses breite Aufgabenspektrum macht den Berufsalltag einerseits spannend. Denn jeder Tag bringt neue Herausforderungen mit sich. Als Polizist:in erleben Sie die verschiedensten Situationen und die unterschiedlichsten Einsätze. Aber andererseits geht der Polizeiberuf dadurch auch mit hohen Anforderungen einher. Zu den wichtigsten Eigenschaften, die Sie als künftige/r Polizeibeamt:in mitbringen sollten, gehören deshalb diese:
Sinn für Recht und Ordnung
Für Recht, Ordnung und Sicherheit zu sorgen, gehört zu den Kernaufgaben der Polizei. Allerdings bedeutet das auch, dass Sie dabei immer wieder in die Grundrechte anderer eingreifen müssen. Aus diesem Grund müssen Sie die Gesetze kennen und einhalten.
Auf der anderen Seite brauchen Sie viel Toleranz, Empathie und ein Gespür für einen angemessenen Umgang mit den Betroffenen. Sie müssen wertungsfrei und ohne Vorurteile auftreten. Ihr persönlichen Ansichten dürfen Ihren Dienst nicht beeinflussen. Die Bereitschaft, jederzeit für die Verfassung einzutreten, sollte selbstverständlich sein.
Körperliche Fitness und Belastbarkeit
Für den Polizeiberuf brauchen Sie körperliche Fitness und eine stabile Gesundheit. Denn im Dienst und bei Einsätzen sind Leistungsfähigkeit und Ausdauer gefragt. Zumal Sie als Polizist:in im Schichtdienst arbeiten und bei jeder Witterung unterwegs sind.
Die Polizei wird meist dann zu Hilfe gerufen, wenn etwas passiert ist oder Gefahr droht. Deshalb werden Sie in Situationen kommen und mit Schicksalen konfrontiert werden, die an die Nieren gehen. Aber Sie müssen auch mit solchen belastenden Sachlagen umgehen können.
Außerdem dürfen Sie in schwierigen Situationen oder bei Provokationen nicht die Nerven verlieren. Sie müssen immer in der Lage sein, sich zügig einen Überblick zu verschaffen, die Sachlage einzuschätzen und auf dieser Basis entsprechende Entscheidungen zu treffen.
Lernbereitschaft, Konzentrationsvermögen und Kommunikationstalent
Während der Ausbildung eignen Sie sich viel Fachwissen aus verschiedenen Bereichen an. Wichtig ist aber auch, dass Sie immer auf dem Laufenden bleiben, so zum Beispiel mit Blick auf Gesetzesänderungen oder gesellschaftliche Entwicklungen. Bei Ihrer Arbeit müssen Sie aufmerksam und konzentriert sein. Sie dürfen sich nicht ständig ablenken lassen.
Die Zusammenarbeit mit Menschen prägt den Polizeiberuf. Deshalb sind gute kommunikative Fähigkeiten unverzichtbar. Als Polizist:in verbringen Sie aber auch viel Zeit am Schreibtisch. So schreiben Sie Berichte, fertigen Protokolle an und nehmen Anzeigen auf. Mit der geschriebenen Sprache müssen Sie daher ebenfalls sicher umgehen können.
Der Einstellungstest liefert der Polizei ein umfangreiches Bild
Ob Sie die genannten Eigenschaften mitbringen und den Anforderungen gerecht werden können, die der Polizeialltag stellt, lässt sich allein aus Ihren Bewerbungsunterlagen nicht ablesen. Auch ein Vorstellungsgespräch kann nicht alle Fragen beantworten. Aus diesem Grund führt die Polizei einen Einstellungstest durch. Er setzt sich aus mehreren Abschnitten zusammen und prüft dabei alle relevanten Aspekte.
Beim Eignungstest fangen alle Bewerber:innen bei null an. Niemand bekommt Pluspunkte, weil er zum Beispiel gute Schulnoten hat. Stattdessen haben alle Bewerber:innen exakt die gleichen Aufgaben vor sich und die Leistungen werden nach verbindlichen Vorgaben bewertet. Die Bewerber:innen, die am besten abschneiden, werden am Ende eingestellt.
So läuft der Einstellungstest der Polizei ab
Eigentlich ist es gar nicht richtig, wenn wir von der Polizei sprechen. Denn in Deutschland ist die Polizei Ländersache. Deshalb hat jedes Bundesland seine Landespolizei, die eigenen, landesrechtlichen Regelungen unterliegt. Dazu kommt die Bundespolizei als eigenständige Behörde. Weil jede Polizei ihren Einstellungstest eigenständig gestaltet, gibt es kein bundesweit einheitliches Auswahlverfahren.
Die Eignungstests unterscheiden sich in den Inhalten, im Umfang und in der Dauer voneinander. Allerdings sind die Unterschiede nicht allzu groß. Denn das grundlegende Schema ist überall gleich. Schließlich geht es bei allen Testverfahren darum, die Eignung für den Polizeivollzugsdienst festzustellen und zu bewerten. Dadurch gliedert sich jeder Einstellungstest in mehrere Abschnitte:
Vorauswahl
Liegt Ihre Bewerbung vor, überprüft die Polizei die Unterlagen zunächst auf Vollständigkeit. Sollte etwas fehlen, werden Sie manchmal dazu aufgefordert, die entsprechenden Dokumente nachzureichen. Allerdings kann genauso sein, dass unvollständige Bewerbungen direkt aussortiert werden. Stellen Sie Ihre Unterlagen deshalb sorgfältig zusammen, um unnötige Fehler zu vermeiden.
Daneben prüft die Polizei, ob Sie die formalen Kriterien für eine Einstellung erfüllen. Zu diesen Kriterien zählen zum Beispiel der Schulabschluss, das Alter, die Staatsangehörigkeit und die Körpergröße. Ärztliche Befunde werden bei der Vorauswahl ebenfalls berücksichtigt. Spricht aus formaler Sicht nichts gegen eine Einstellung in den Polizeidienst und die Berufung in ein Beamtenverhältnis, lädt Sie die Polizei zum Einstellungstest ein.
Schriftlicher Test
Der Einstellungstest beginnt in aller Regel mit einem computergestützten Test. Sie nehmen also an einem Computertest teil. Dieser überprüft Ihr Wissen und Können in verschiedenen Bereichen:
- Einstellungstest Komplettkurs für alle Berufe
- Aktuelle Fragen aus diesem Jahr
- Alle Testfelder vorhanden
- Schritt-für-Schritt-Erklärungen aller Lösungen
- Online sofort durchführbar
- über 4500 aktuelle Fragen und Antworten
- Deutsch: Beim Deutschtest schreiben Sie oft ein Diktat oder einen kurzen Aufsatz. Dazu kommen Fragen zu Rechtschreibung, Grammatik, Zeichensetzung und Wortschatz.
- Mathematik: Hier sind Textaufgaben, Dreisatz, die Grundrechenarten sowie die Zins- und die Prozentrechnung typische Inhalte.
- Allgemeinbildung und Fachwissen: Fragen zur Allgemeinbildung beziehen sich auf Themen wie Politik, Sozialkunde oder Geschichte, können aber auch andere Bereiche wie Erdkunde, Kultur oder Kunst behandeln. Beim Fachwissen geht es um die Polizei als Behörde, ihre Aufgaben und ihre Struktur.
- Logik: Der Logiktest verfolgt die Absicht, das logische Denkvermögen und in gewissem Maße auch die Intelligenz zu überprüfen. Dabei geht es bei den Aufgaben grundsätzlich darum, Muster und Regeln zu erkennen und logische Schlussfolgerungen zu ziehen. Üblicherweise sollen Sie dazu Zahlen- oder Buchstabenreihen fortführen, Matrizen vervollständigen oder Puzzleteile zu Bildern zusammenfügen.
- Konzentration: Der Konzentrationstest soll aufzeigen, ob Sie auch unter Zeit- und Leistungsdruck gewissenhaft und strukturiert arbeiten und den Überblick bewahren. Typische Aufgaben in diesem Bereich sind Listen und Tabellen, die Sie abgleichen, sortieren oder auf Fehler überprüfen sollen. Auch Merk- und Schätzaufgaben kommen oft vor.
Je nachdem, wo Sie am Test teilnehmen und für welche Laufbahn Sie sich bewerben, kann der schriftliche Teil aus nur einem längeren PC-Test bestehen. Teilweise ist der schriftliche Teil aber auch in mehrere Einzeltests gegliedert.
Die Aufgaben werden fast ausschließlich als Auswahlfragen gestellt. Auswahlfragen werden auch als Multiple-Choice-Aufgaben bezeichnet. Sie sehen dabei zu jeder Frage mehrere Antwortmöglichkeiten und wählen daraus die richtige Lösung aus.
Tipp
Sporttest
Die Sportprüfung im Rahmen des Einstellungstests überprüft Ihre körperliche Fitness und Leistungsfähigkeit. Oft umfasst sie mehrere Disziplinen, nämlich:
- Ausdauersportarten wie ein Dauerlauf oder ein Hindernisparcours
- Einzelübungen wie Liegestütze, Klimmzüge oder Bankdrücken
In vielen Bundesländern brauchen Sie aber schon ein Schwimm- oder Sportabzeichen für Ihre Bewerbungsunterlagen. Inzwischen verzichtet die Polizei in einigen Bundesländern auch darauf, einen eigenen Sporttest durchzuführen. Hier ersetzt dann das Deutsche Sportabzeichen die Prüfung im Auswahlverfahren. Dabei gibt die Polizei mitunter vor, welche Disziplinen Sie ablegen müssen, damit Ihr Sportabzeichen anerkannt werden kann.
Tipp
Mündliche Prüfung
Im mündlichen Teil führen Sie immer ein Einzelgespräch. Es findet als strukturiertes Interview, halb-strukturiertes Interview oder freies Gespräch statt. Einem strukturierten Interview haben die Prüfer einen festen Fragenkatalog vorbereitet und stellen allen Bewerber:innen die gleichen Fragen in der gleichen Reihenfolge. Für die Bewertung der Antworten gibt es eine festgelegte Punkte- oder Notenskala. Das Gespräch kann durch den einheitlichen Ablauf zwar etwas steifer wirken, ermöglicht aber eine objektive Auswertung.
Bei einem halb-strukturierten Interview haben die Prüfer einen Teil der Fragen vorbereitet. Der Rest ergibt sich aus dem Gesprächsverlauf heraus.
Unabhängig von der Form ist das Einzelgespräch aber letztlich ein typisches Vorstellungsgespräch. Die Prüfer möchten Sie näher kennenlernen und etwas über Ihre Motivation und Ihre beruflichen Ziele erfahren. Sie interessieren sich dafür, warum Sie Polizist:in werden wollen, ob Sie eine realistische Vorstellung von dem Job haben und welche Stärken Sie für den Beruf mitbringen.
Teilweise beinhaltet der mündliche Teil auch Aufgaben aus dem Assessment-Center. Das können zum Beispiel Gruppenaufgaben, Diskussionsrunden oder Rollenspiele sein. Einige Aufgaben lösen Sie zusammen mit anderen Bewerber:innen, bei manchen Aufgaben ist ein Prüfer Ihr Gegenspieler. Im Assessment-Center stehen Ihre sozialen Kompetenzen und Ihr Auftreten gegenüber anderen im Mittelpunkt.
Tipp
Polizeiärztliche Untersuchung
Die ärztliche Untersuchung ist ein fester Bestandteil vom Einstellungstest der Polizei. Sie soll ermitteln, ob Sie aus medizinischer Sicht für den Polizeiberuf geeignet sind. Dazu setzt sich der ärztliche Check aus verschiedenen Einzeluntersuchungen und Tests zusammen, darunter:
- allgemeine körperliche Untersuchung und Arztgespräch
- Kontrolle von Beweglichkeit und Koordination
- Messen von Körpergröße, Gewicht und BMI
- Hör- und Sehtest
- Belastungs-EKG
- Lungenfunktionsprüfung
- Drogentest
Sofern zusätzliche Untersuchungen notwendig sind, wird der Polizeiarzt diese veranlassen oder Sie dazu auffordern, entsprechende Befunde einzureichen. Stellt der Polizeiarzt Ihre Polizeidiensttauglichkeit fest, sind Sie einer Zusage ein großes Stück näher.
Das hat es mit der Rangliste auf sich
Zunächst einmal müssen Sie wissen, dass der Einstellungstest der Polizei auf dem K.o.-Prinzip beruht. Sie müssen deshalb jeden einzelnen Test bestehen. Scheitern Sie an einem Abschnitt, gilt der ganze Einstellungstest als nicht bestanden. An den anderen Prüfungen nehmen Sie dann nicht mehr teil, sondern scheiden aus dem Auswahlverfahren aus. Sie können den Einstellungstest zwar wiederholen. Allerdings müssen Sie sich dafür für den nächsten Einstellungstermin neu bewerben.
Haben Sie den ganzen Einstellungstest erfolgreich durchlaufen, fasst die Polizei Ihre Einzelergebnisse zu einem Endergebnis zusammen. Das kann eine Note oder eine Punktzahl sein. Die Endergebnisse aller Bewerber:innen, die bestanden haben, sortiert die Polizei in eine Rangliste ein. Je besser das Endergebnis war, desto besser ist auch die Platzierung in der Rangliste.
Die Platzierung in der Rangliste wird für eine Zusage wichtig. Denn die Polizei stellt Anwärter:innen in der Reihenfolge der Rangliste ein. Sind zum Beispiel 50 Stellen zu vergeben, bekommen die Bewerber:innen auf den ersten 50 Plätzen in der Rangliste eine Zusage. Sagt jemand ab, wird sein Platz frei und die übrigen Bewerber:innen rücken um eine Position nach oben.