Ein Fluglotse sorgt dafür, dass der Flugverkehr in der Luft und auf dem Boden ordnungsgemäß und sicher abläuft. Dazu überwacht und koordiniert er die Bewegungen. Per Funk steht er in Kontakt mit den Pilot:innen und erteilt die Freigabe für Starts und Landungen. Er verfolgt aufmerksam, was sich im Luftraum tut, und hat den Radar, die anderen Bildschirme und sein Sichtfeld vom Tower aus permanent im Blick. Der Job des Fluglotsen ist ohne Frage überaus spannend, aber auch sehr anspruchsvoll. Deshalb müssen Sie in einem umfangreichen Eignungstest beweisen, dass Sie das Zeug zum Fluglotsen haben.
Höchste Konzentration, eine ausgeprägte Belastbarkeit und die Fähigkeit, in jeder Situation den Überblick zu bewahren und besonnen zu entscheiden: Das sind Grundvoraussetzungen für die Tätigkeit als Fluglotse. Schließlich sind Sie für einen reibungslosen Betrieb auf dem Flugplatz zuständig. Außerdem gehört es zu Ihrem Job, die Sicherheit im Lauftraum und auf dem Boden zu gewährleisten.
Natürlich werden Sie während der Ausbildung gründlich auf Ihre Aufgaben vorbereitet. Aber bevor Sie die Ausbildung beginnen können, müssen Sie erst einmal einen anspruchsvollen Eignungstest bestehen. Denn der Beruf geht mit sehr viel Verantwortung einher. Die Sicherheit von unzähligen Menschen steht auf dem Spiel. Deshalb können am Ende nur die Besten die Ausbildung antreten.
Was genau macht ein Fluglotse?
Als Fluglotse überwachen Sie den Luftraum und sind damit für die Flugsicherheit verantwortlich. Dabei wird zwischen Tower- und Center-Lotsen unterschieden. Ein Tower-Lotse kümmert sich rund um den Flughafen darum, dass alles glattgeht. Er hat vom Kontrollturm aus direkten Sichtkontakt mit den Flugzeugen und dirigiert deren Starts und Landungen. So gibt der Tower-Lotse zum Beispiel frei, wenn sich ein Flieger auf die Rollbahn bewegen, wann ein Flugzeug abheben oder auf welcher Landebahn ein Flugzeug landen darf.
Ein Center-Lotse hingegen kontrolliert von einem Kontrollzentrum aus den Luftraum, für den er zuständig ist. Mithilfe von ausgeklügelter Radartechnik überwacht er die Strecken, die die Flugzeuge zurücklegen. Verlässt ein Flieger seinen Luftraum, übergibt er entweder an einen anderen Center-Lotsen oder an einen Tower-Lotsen. Auf diese Weise koordinieren Fluglotsen allein in Deutschland jeden Tag mehr als 10.000 Flüge von 15 Verkehrsflughäfen und vier Center-Standorten aus.
Welche Voraussetzungen muss ich mitbringen?
Wie in jedem Beruf brauchen Sie auch für die Ausbildung und die Tätigkeit als Fluglotse bestimmte Kenntnisse und Fähigkeiten. Dabei geht es sowohl um formale Kriterien als auch um persönliche Eigenschaften. Das sollten Sie mitbringen:
- Abitur (Allgemeine Hochschulreife); bewerben können Sie sich aber schon bis zu ein Jahr vor der Abiturprüfung.
- maximal 24 Jahre alt
- gute Englischkenntnisse; hatten Sie Englisch in der Schule nicht bis zum Abitur, können Sie Ihre Kenntnisse durch das Zertifikat C1 des Common European Framework of Reference for Languages belegen.
- Teamgeist und absolute Zuverlässigkeit
- gutes räumliches Vorstellungsvermögen
- ausgeprägtes Konzentrationsvermögen
- Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein
- Tauglichkeit aus medizinischer Sicht
- örtliche Flexibilität und Bereitschaft zur Arbeit im Schichtdienst
Außerdem dürfen Sie zuvor noch nicht bei einem Eignungstest für Fluglotsen durchgefallen sein. Haben Sie so einen Test gemacht und bestanden, ist eine Bewerbung kein Problem. Haben Sie hingegen nicht bestanden, ist ein erneuter Anlauf ausgeschlossen. Das gilt unabhängig davon, ob Sie den Eignungstest bei der Deutschen Flugsicherung oder einer anderen Flugsicherung absolviert haben.
Wie läuft der Eignungstest für Fluglotsen ab?
Der Eignungstest, den Sie als angehender Fluglotse absolvieren, nennt sich FEAST (First European Air Traffic Controller Selection Test). Er wurde von der Europäischen Flugsicherungsbehörde EUROCONTROL entwickelt und wird weltweit von mehr als 50 Organisationen eingesetzt. Dazu gehört auch die Deutsche Flugsicherung, kurz DFS, die in Deutschland für die Ausbildung von zivilen Fluglotsen zuständig ist.
Das Auswahlverfahren, das Sie bei der DFS durchlaufen, gliedert sich in mehrere Stufen:
Bewerbung
Bei der DFS können Sie sich das ganze Jahr über bewerben. Dabei reichen Sie Ihre Bewerbung online über das Bewerberportal ein. Die DFS empfiehlt, dass Sie sich neun bis zwölf Monate vor Ihrem gewünschten Ausbildungsbeginn bewerben sollten. Denn das Auswahlverfahren nimmt einige Zeit in Anspruch.
Bei Ihrer Bewerbung haben Sie die Wahl, ob Sie sich für eine Ausbildung zum Fluglotsen entscheiden oder die Ausbildung mit einem dualen Studium verknüpfen. Sie können sich auch parallel für beides bewerben. Der Eignungstest ist der Gleiche. Für die Online-Bewerbung brauchen Sie diese Unterlagen:
- Einstellungstest Komplettkurs für alle Berufe
- Aktuelle Fragen aus diesem Jahr
- Alle Testfelder vorhanden
- Schritt-für-Schritt-Erklärungen aller Lösungen
- Online sofort durchführbar
- über 4500 aktuelle Fragen und Antworten
- Anschreiben
- Lebenslauf in tabellarischer Form
- Abiturzeugnis; haben Sie noch kein Abschlusszeugnis, bewerben Sie sich mit den beiden letzten, besser noch den letzten vier Schulzeugnissen. Das Abi-Zeugnis reichen Sie dann später nach.
- Arbeitszeugnisse, Zertifikate über Fortbildungen oder Qualifikationen und Nachweise über Sprachkurse, sofern vorhanden
Liegt Ihre komplette Bewerbung vor, bestätigt Ihnen die DFS den Eingang. Erfüllen Sie die formalen Kriterien für eine Zusage, erhalten Sie eine bis zwei Wochen später eine Einladung zum Online-Test.
Der Online-Test
Mit der Einladung zum Online-Test erhalten Sie den Link zur Testseite und Ihre Zugangsdaten. Die Online-Stufe besteht aus einem biografischen Fragebogen zu Ihrem bisherigen Werdegang. Er enthält rund 100 Fragen rund um Ihre Person. Es geht zum Beispiel um Ihre schulischen Leistungen, Ihre Freizeit und Ihre Hobbys.
Dazu kommen zwei Tests mit Fragen und Aufgaben aus verschiedenen Bereichen. Diese Tests laufen wie typische Einstellungstests ab und sollen einen ersten Eindruck von Ihren Kenntnissen und Fähigkeiten vermitteln. Im Fokus stehen dabei Ihre Belastbarkeit und Ihr Konzentrationsvermögen.
Eine bis zwei Wochen später teilt Ihnen die DFS mit, wie Sie in der Online-Stufe abgeschnitten haben. War hier alles in Ordnung, lädt Sie die DFS zum Auswahlverfahren nach Hamburg ein.
1. Teil des Auswahlverfahrens – Vorauswahl
Im 1. Teil des zweitägigen Auswahlverfahrens stehen Ihre Englischkenntnisse, Ihr räumliches Vorstellungsvermögen, Ihre Fertigkeiten im Umgang mit Zahlen und Ihre Konzentrationsfähigkeit im Mittelpunkt. Dazu bearbeiten Sie mehrere Computertests. Sie erstrecken sich über den ganzen Tag.
Am nächsten Tag gehen die Testverfahren schon tiefer in das Berufsbild des Fluglotsen hinein. Nun stehen nämlich einige einfache Simulationen auf dem Programm. Dieser Abschnitt des Eignungstests soll ermitteln, ob Sie die grundsätzlichen Voraussetzungen für die Tätigkeit als Fluglotse mitbringen.
2. Teil des Auswahlverfahrens – Hauptauswahl
Konnten Sie bei der Vorauswahl mit guten Leistungen überzeugen, geht es etwa drei Monate später mit dem 2. Teil des Auswahlverfahrens weiter. Nun geht es um Dinge wie Teamfähigkeit, Mehrfachbelastbarkeit, Stressresistenz, Merkfähigkeit und Entschlussfreunde. Dafür spielen Sie mit vereinfachten Simulationen die Arbeit eines Fluglotsen nach. Die Prüfer können sich so einen Eindruck davon verschaffen, ob Sie multitaskingfähig sind, schnell die richtigen Entscheidungen treffen und gut im Team funktionieren.
Außerdem führen Sie Gespräche mit einer Auswahlkommission, die sich aus Fluglotsen und Psychologen zusammensetzt. Ein Gespräch davon ist ein Vorstellungsgespräch, in dem es darum geht, Sie näher kennenzulernen und etwas über Ihre Motivation zu erfahren. Daneben findet ein Interview auf Englisch statt. Denn fließendes Englisch ist in der Kommunikation mit Piloten und generell im Flugdienst unverzichtbar.
Ärztliche Untersuchung
Haben Sie auch die zweite Etappe des Eignungstests erfolgreich hinter sich gebracht, folgt eine bis zwei Wochen später noch die ärztliche Untersuchung. Damit Sie als Fluglotse arbeiten können, müssen Sie aus medizinischer Sicht tauglich sein. Die Anforderungen zur medizinischen Tauglichkeit sind europaweit einheitlich festgelegt, die Regelungen dazu finden sind in der „European Commission Regulation 2015/340“.
So brauchen Sie zum Beispiel eine Sehkraft von 100 Prozent, ein einwandfreies Farbsehen und ein uneingeschränktes Hörvermögen. Sie können aber eine Brille oder Kontaktlinsen tragen, wenn Sie damit eine 100-prozentige Sehstärke erreichen. Chronische Erkrankungen wie Diabetes hingegen können ein Ausschlusskriterium sein. Die Untersuchung beinhaltet verschiedene Tests und Einzeluntersuchungen. Die wichtigsten medizinischen Anforderungen, die erfüllt sein müssen, können Sie in diesem PDF auf den Seiten 130 bis 172 nachlesen.
Ist die ärztliche Untersuchung gut gelaufen, bekommen Sie sofort Ihre Zusage. Damit steht der Ausbildung nichts mehr im Wege!
Wie kann ich mich auf den Eignungstest für Fluglotsen vorbereiten?
Mit Ihrer Einladung zum Online-Test gibt Ihnen die DFS Informationsmaterial und wertvolle Hinweise für Ihre Vorbereitung an die Hand. Arbeiten Sie diese Unterlagen aufmerksam durch. Möchten Sie sich einen Eindruck von den Computertests und Simulationen verschaffen, finden Sie auf der Webseite der DFS mehrere Online-Spiele.
Daneben sind Sie gut beraten, wenn Sie Ihre Englischkenntnisse auf Vordermann bringen. Auch Übungsaufgaben aus den Bereichen Mathematik, Konzentration und räumliches Denken können nicht schaden.
Ansonsten fahren Sie am besten, wenn Sie authentisch bleiben. Verstellen Sie sich nicht, sondern geben Sie sich so, wie Sie sind. Im Eignungstest geht es nicht darum, sich möglichst gut zu verkaufen, sondern mit den Fähigkeiten zu glänzen, die als Fluglotse gefragt sind. Dazu gehört auch eine aufrichtige und verlässliche Art.
Die DFS veranstaltet regelmäßig Schnuppertage. Dabei können Sie Fluglotsen bei der Arbeit über die Schulter schauen und Fragen stellen. Nutzen Sie ruhig diese Gelegenheit! Denn sicherlich bekommen Sie dort auch den einen oder anderen guten Tipp aus erster Hand.
Was, wenn es nicht geklappt hat?
Den Eignungstest für Fluglotsen dürfen Sie nur einmal absolvieren. Ein zweiter Versuch ist nicht möglich. Trotzdem müssen Sie Ihren Traum vom Flugdienst nicht ganz aufgeben. Denn die DFS bietet auch andere Berufsbilder an. So können Sie zum Beispiel als Flugsicherungsingenieur/-in, als Luftverkehrsmanager/-in oder als Kaufmann/Kauffrau für Büromanagement tätig werden.